In der Heimat der Affen.
Was Sie beim Anblick eines Gorillas fühlen, wird grösser und intensiver sein, als wir beschreiben können. Doch genau so fasziniert werden Sie auch bei den Schimpansen und den quirligen Golden Monkeys staunen.
Auch Gorillas grübeln
Irgendwie erinnert mich dieser kleine Gorilla an jemanden, Sie auch? Völlig gedankenverloren steckt der Kleine seinen Zeigfinger
abwechslungsweise in sein linkes und rechtes Nasenloch und grübelt hingebungsvoll nach «Naseböög», welche er erst zufrieden
anschaut und dann in den Mund steckt. Yummie, welch leckere Delikatesse. Zum Glück gilt der aufmerksame Blick von Mama
Gorilla gerade seiner etwa 3m über dem Boden an einer Liane hängenden Schwester. Wie eine kleine Ballerina klammert sie sich
mit der einen Hand fest, während sie mit ihren krummen Beinchen zappelt und die Fingerchen der anderen Hand in Richtung
Blätter streckt. Seelenruhig beobachtet der Silberrücken seine Gruppe und denkt sich vermutlich: «so ein Affentheater».
Das denkt David, der Chef Ranger, manchmal auch bei den Menschen. Er absolvierte 2010 seine Ausbildung zum Gorilla Tracking Guide. Das Gefährlichste an seinem Job ist die Begegnung mit Wilderern oder Waldelefanten. Doch mehr Sorgen macht er sich, wenn Touristen die Anstrengung eines Trackings unterschätzen. Immer wieder müssen die Träger ältere, übergewichtige oder handicapierte Touristen streckenweise tragen oder ziehen und schieben, was für die Träger sehr belastend ist, da sie ja eigentlich für die Rucksäcke zuständig sind.
Etwa zwanzig Prozent der Permitkosten sind für den Bau und Unterhalt von Schulen, Krankenhäusern, Strassen und für Aufpasser, die helfen, den Park vor Wilderern, Holzdieben und Rebellen zu schützen.
Goldiger Affenzirkus
Bereits am frühen Morgen geht es auf der Wiese geschäftig zu und her. Die kleinen Golden Monkeys verbringen den Grossteil des Tages mit der Suche nach etwas Essbarem und mit rumwuseln. Nachts steigen sie in die Bäume hinauf, halten sich an Zweigen fest und schlafen auf dicken Ästen. Doch jetzt toben rund um mich etwa 100 dieser lustigen pelzigen Äffchen durch das Gestrüpp, klettern, springen von Baum zu Baum und kauen auf saftigen Blättern.
Beim Anblick dieses tierischen Spektakels wird mir fast sturm. Am liebsten ernähren sich die Tiere von Bambussprossen, aber auch Kartoffeln und Blätter stehen auf dem Speiseplan. Obwohl sie mir fast über die Füsse springen beim Spielen, würde keines der Äffchen irgendwie Kontakt aufnehmen mit mir, ich scheine einfach ein weiterer Busch auf dem grossen Feld zu sein.
Die Golden Monkeys sind eine der seltensten Affenarten der Welt, die Goldmeerkatzen leben ausschliesslich im Grenzgebiet zwischen Ruanda, Uganda und dem Kongo.
Totti, der Womanizer
Nur 2 Meter entfernt von mir sitzt Totti mit Vorname Francesco (Fussball Fans wissen Bescheid) auf dem laubigen Waldboden und lässt sich von uns nicht aus der Ruhe bringen. Nach einer eingehenden Musterung würdigt er uns keines Blickes mehr und ist ausschliesslich mit den Zehen seines rechten Fusses beschäftigt, wo er bissige Waldameisen wegschnippt.
Er ist nicht das grösste aber das cleverste Männchen der Gruppe und daher der Chef. Seine Ausstrahlung, sein Blick, seine Gelassenheit, ach einfach alles an ihm fasziniert mich, es ist fast wie Liebe auf den ersten Blick. Ich versuche ihm tief in die Augen zu schauen, aber das könnte ja jede, so schnell ist Totti nicht beeindruckt und schaut desinteressiert wieder weg, registriert aber trotzdem jede unserer Bewegungen. Er bemerkt natürlich sofort, dass er sicher die Kontrolle über mich hätte, wenn ich ein Schimpansen Weibchen wäre. Seine Schimpansengruppe ist in der Nähe, turnt verspielt in den Wipfeln. Plötzlich öffnet Totti den Mund und fängt an zu brüllen. Sein Gebiss beeindruckt mich und sein Macho-Geschrei noch viel mehr. «Uuuuuaa, uhuhuhuhuh, uuuuuuuaa». Lautstark brüllend rennt er zum nächsten Baum und lässt alle mit einem wilden Trommelwirbel wissen, dass er hier das Alpha-Tier ist.
Der Kibale Nationalpark ist die Heimat von rund 1500 Schimpansen. Obwohl die Jagd dort grundsätzlich untersagt und die Verwendung von Schlingfallen in Uganda illegal ist, wird diese Jagdtechnik fleissig eingesetzt: Fallen lassen sich gut tarnen, sind billig und einfach herzustellen, erfordern wenig Zeitaufwand, und man muss sie nicht oft kontrollieren. Fallen haben aber den Nachteil, dass sie nicht unterscheiden.
Wilderer und illegale Holzfäller legen Fallen zwar vor allem für kleine Antilopen aus, aber Schimpansen verfangen sich ebenfalls darin und können sich nicht selber aus Drahtschlingen befreien. Im Durchschnitt finden die Ranger etwa 44 Fallen pro Monat.
Das Jane Goodall Institut Schweiz und seine Mitarbeitenden widmen sich dem Schutz von Menschenaffen und unterstützen Projekte in den Bereichen Forschung, Naturschutz und Entwicklung.